Zwischen Auriol und Valence steht an der Autobahn ein grosses Schild: "Vercors - haut lieu de la résistance". Es weist auf eine dramatische Episode des französischen Widerstandes gegen die deutsche Besatzungmacht Ende des 2.Weltkrieges hin. Der Vercors ist ein rund 120 km2 weites, zwischen 1000 und 2500m gelegenes, von mehreren Bergzügen aufgeteiltes und sehr unzugängliches Bergmassiv. Seit Jahren lockte mich dieses Schild in diese Gegend und als wir nun sahen, dass dort 9 OL's organisiert wurden, war die Sache klar. Vercors - on viendra.

Die regionalen Klubs organisierten 9 einfache Läufe, mit Zeitmessung, Tagesranglisten ohne Gesamtwertung, also ideal um wettkampfmässig zu trainieren. 5 Bahnen standen zur Verfügung. Ich meldete mich für die längste und schwierigste an, jeweils ca.7-8 km. Sollte möglich sein, dachte ich. Denkste - am 1.Tag ((Les trois fontaines) hatte ich enorm Mühe mit dem Kartenbild, nach rund 1 1/2 Stunden erst den 6. von 16 Posten, bei gegen 30 Grad. Kein Wasser mehr und wieder Herzflattern. Da liess ich es sein, hatte dann sogar Mühe, den Weg zurück zu finden. Anderen ging es auch so, von 57 auf diesem Parcours Gestarteten kamen 21 mit postes manquants zurück. Teilweise waren sie bis zu 4 Stunden unterwegs! Die weiten Lapiz-Felder machten das Laufen enorm schwierig, Wege und Pfade waren mehrheitlich überwachsen und kaum sichtbar. Wegen der Hitze wurde der allererste Lauf am Samstag annuliert, die Startzeiten der anderen Tage auf 8.30 bis 11h vorverlegt. An unserem zweiten Tag, Dienstag, wiesen die Organisatoren auf die Schwierigkeiten hin und boten eine Umstufung an, welche auch Jacqueline und ich gerne annahmen. Da es eben kein eigentliche Wettkampf war, konnte man sich auf gewisse Sachen konzentrieren. Ich übte wieder einmal konsequentes Höhenkurvenlaufen, genaues Lesen des Reliefs, saubere Postenraumarbeit, Kompasslaufen. Und siehe da, die zwei letzten Läufen gelangen fast fehlerlos, teilweise punktgenau auf die Posten zu. Zwar lief ich einmal noch bei einem Sattel in den falschen Hang hinwein und wie vor vielleicht 30 Jahren zum letzten Mal zur Karte raus, konnte mich aber wieder zurück retten. Auch Jacqueline machte Fortschritte, vor allem nachdem sie am zweiten Tag vom Föster gerettet werden musste, da sie von einem Kamm die falsche Seite runterlief und es einfach nicht merkte...aus Fehlern lernt man. Teilnehmer hatte es jeweils gegen 200. Es war ein sympathischer Anlass, einfache und gute Organisation, schwierige und schöne Gelände. Vercors - haut lieu de la course d'orientation!